Vor der Hochzeit
Bei Hochzeiten in Rumänien spielen verschiedene Traditionen eine große Rolle. So macht nicht etwa der Bräutigam selbst seiner Angebeteten einen Antrag, sondern schickt eine vertrauensvolle Person aus seiner Familie oder dem Freundeskreis, um für ihn um ihre Hand anzuhalten. Wenn die Braut in spe einverstanden ist (meist bejaht sie erst beim dritten Mal), werden Aussteuer und Hochzeitsermin festgelegt. Besonderes Augenmerk wird bei der Planung auf die Details gelegt: die Kleidung, die Dekoration und der Ablauf der Feier werden im Vorfeld exakt abgestimmt.
Die Zeremonie
Bevor man sich in Rumänien das Ja-Wort geben kann, steht erst mal ein sportlicher Teil auf dem Programm. Hierbei ist allerdings nicht nur das glückliche Paar gefragt – der gesamte Freundeskreis wird in die Zeremonie mit eingebunden. Die Freunde der Braut erklimmen einen möglichst hohen Baum und befestigen den Brautkranz an der Spitze. Dann ist Kampfgeist und Ausdauer gefragt: der Bräutigam muss nun ebenfalls auf den Baum und den Brautkranz seiner wartenden Verlobten zurückbringen. Dazu bilden seine Freunde eine „Menschenpyramide“, an der der Bräutigam empor klettern kann. Rumänische Frauen sind angeblich bekannt dafür, dass sie den Wettbewerb lieben und diese Aktion als eine Art Liebesbeweis von ihrem zukünftigen Ehemann betrachten. Nach dieser schweißtreibenden Tradition wird die Zeremonie in der Kirche fortgesetzt. Die Trauung an sich steht nicht im Mittelpunkt der Hochzeit und soll vielmehr als Einstimmung für die folgenden Festlichkeiten dienen.
Das Fest
Im Anschluss an das Ja-Wort werfen die Gäste Geldmünzen auf den Teppich, auf dem das Brautpaar in der Kirche steht. Symbolisch soll diese Handlung vermitteln, dass das Glück der beiden über der Bedeutung von Geld und Wohlstand steht. Bestandteil der Feier sind außerdem mehrere traditionelle Tänze und Gesänge, die bis in die frühen Morgenstunden dauern. In einigen Teilen Rumäniens legen die Gäste der Braut bei Sonnenaufgang ein Kind in den Arm, um sicherzustellen, dass das Paar viele Kinder bekommen wird. Am Ende der Feier wird das Paar zu ihrem neuen Haus gebracht, wo die Braut Rosenwasser auf die Hochzeitsgesellschaft verspritzt. Anschließend werfen alle Anwesenden Salz und Getreidekörner in alle Himmelsrichtungen, um symbolisch Glück für das Ehepaar zu wünschen.
Und sonst?
Ein altes Hochzeitsritual aus der Bukowina, einer Landschaft Rumäniens, besagt, dass die Schwiegermütter bereits während der Hochzeit scherzhaft zu streiten beginnen, um so spätere Konflikte vorwegzunehmen.